Mehr Frauen – mehr Rendite
Die Zahl der Vermögensverwalterinnen ist noch immer zu gering. Eine Studie belegt, dass dies zu schlechterer Performance der Fonds und Anlagen führt.
Als vor rund zwei Jahren die Enthüllungen zu den sexuellen Belästigungen des US-Filmproduzenten Harvey Weinstein begannen, hätte niemand vermutet welch hohe Wellen dies schlagen würde. Die Skandale führten zur #MeToo Bewegung und damit zur längst überfälligen Diskussion um Gleichberechtigung und fairen Umgang zwischen den Geschlechtern.
Selbst die Finanzbranche wurde von der Diskussion erreicht und das machte Forscher aufmerksam. An der Universität Köln stellt sich eine Gruppe von Wissenschaftlern des Centre for Financial Research die Frage, ob die Weinstein-Ereignisse für die Vermögensverwaltung relevant sein könnten. Untersucht wurden die Ergebnisse der Anlageleistungen von Fondsmanagerinnen. Grundlage waren die 3-Jahresergebnisse der US-Aktienfonds des amerikanischen Absatzmarkts in der Zeit von 2016 bis zum Frühjahr 2019.
Fondsmanagerinnen bringen mehr Rendite
Im gesamten Beobachtungszeitraum haben die Frauen über drei Prozentpunkte Mehrertrag erwirtschaftet. Die Klarheit des Ergebnisses überraschte den Studienleiter Alexander Kempf. Der Experte schlussfolgert daraus, dass Frauen eigentlich die besseren Anleger sind.
Der Zusammenhang mit den Weinstein Ereignissen ist mittelbar. Sexuelle Belästigung behindert Frauen ihre Fähigkeiten abzurufen. Nach Bekanntwerden der Dimension der Übergriffe hätten Vermögensverwalter Maßnahmen zum Schutz vor sexuellen Übergriffen getätigt. Zur Untermauerung dieser These untersuchte das Forscherteam öffentlich bekannte Fälle von Belästigungsklagen in Finanzhäusern die mit vorbeugenden internen Maßnahmen und Sanktionen gegen Täter, wie beispielsweise Entlassungen reagierten. In diesen Fällen steigerten sich die Erträge weiblicher Manager im Vergleich zu den männlichen Kollegen. Kempf deutet dies als weiteren Beleg, dass Frauen im Schnitt die überlegenen Anlagenmanager sind.
Gemischte Teams beste Wahl
Ganz unumstritten sind die Ergebnisse der Auswertung nicht. Der Finanzdienstleister Citywire stellte sich letztes Jahr die Frage ob man sein Geld lieber durch einen Mann oder durch eine Frau anlegen lassen sollte. Nach dieser Untersuchung lieferten gemischte Teams die besten Ergebnisse. Der Mehrertrag von gemischten Managerteams belief sich im 3-Jahreszeitraum auf rund vier Prozentpunkte im Vergleich zu reinen Frauenteams. Auch schlugen gemischte Teams reine Männerteams. Dabei waren es vor allem die geringeren Wertschwankungen, in denen gemischte Teams punkteten.
Gemischte Teams in der Finanzbranche zusammenzustellen ist allerdings nicht einfach, denn die Finanzbranche ist deutlich männerdominiert. Obwohl viel darüber geredet wird gibt es kaum Fortschritte. Nur 11 Prozent der 16 100 Fondsmanager sind weiblich. Gerade deutsche Gesellschaften schneiden noch schlechter als internationale Häuser ab. Bei der Fondsgesellschaft der Sparkassen Deka Investments sind es nur 10 Prozent Frauen und im Haus der Genossenschaftsbanken der Union Investment sogar lediglich nur 6 Prozent. Das macht es für Frauen nicht gerade einfach. Hinreichend untersucht ist inzwischen, dass Bereiche mit deutlichem Männerüberhang für Frauen kein attraktives Arbeitsumfeld darstellen und wenig attraktiv sind.
Verantwortung der Investoren*innen
Bislang finden sich Frauen im Fondsmanagement meist in Nischensegmenten. Gemessen an der Größe des verwalteten Kapitals ist der Frauenanteil somit noch geringer. Frauen brauchen Mut sich von der Finanzbranche nicht abschrecken zu lassen. Und Anleger und Investoren wären gut beraten, ihren Einfluss zur Frauenförderung geltend zu machen und bei ihren Anlageentscheidungen darauf zu achten, wem sie ihr Geld anvertrauen. International sind französische Häuser, wie Ofi Asset Management mit 35 Prozent Frauenanteil, bereits mit überdurchschnittlichen Frauenquoten Leuchttürme. Doch gute Beispiele gibt es auch in Deutschland. So überzeugt der Future Folio Fonds der von Frau Dr. Mechthild Upgang gemanagt wird. Ein weiteres positives Beispiel ist die Grünes Geld Vermögensmanagement GmbH, sie setzt auf paritätische Besetzung des Managements der Vermögensverwaltungsstrategie. Über das Netzwerk Die Finanzfachfrauen e.V. finden Anleger*innen kompetente Ansprechpartnerinnen rund um die Vermögensanlage und Absicherung.