Zu Beginn der Coronakrise lagen die Einschätzungen noch weit
auseinander: Die einen hielten den Wohnimmobiliensektor für den großen Gewinner
der Krise, die anderen prognostizierten hier Preissenkungen von 10% bis 25%.
Doch mittlerweile herrscht weitgehend Einigkeit unter den Fachleuten: Bei
gewerblichen Immobilien ist die Entwicklung ungewiss, denn bei Büros sind
Auswirkungen der Homeofficeerfahrungen zwar noch nicht absehbar, doch alle
rechnen mit Flächenverdichtung. Zudem wird es Pleiten und Leerstand beim
Einzelhandel, in der Touristik- und Hotelbranche, aber auch bei vielen
Dienstleistern und kleinen Einheiten geben. Der Büroflächenumsatz sank bereits
im 1. Quartal 2020 in den sieben größten deutschen Städten im Vergleich zum
Vorjahr um 30%. Die Leerstände steigen. Der Vermietermarkt wird zum Mietermarkt
– so die beinahe einhellige Einschätzung.
Auf dem Wohnungsmarkt wird dagegen die Nachfrage das Angebot unverändert übersteigen, auch wenn in den letzten Wochen die Kauf- und Verkaufsaktivitäten zurückgegangen sind. Gravierende Preisänderungen sind deshalb nicht zu erwarten. Eine Umfrage unter 6.000 Maklern, Immobilienverwaltern, Sachverständigen und Projektentwicklern ergab, dass Preise für Wohnimmobilien im Gesamtjahr 2020 zunächst stagnieren und alsbald sogar um 4% bis 5% steigen könnten, nicht trotz Corona, sondern vielleicht sogar wegen Corona. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen – vor allem zu Aktien – gewinnen Wohnimmobilien aus Sicherheitsgründen noch einmal an Bedeutung.
Autorin: Heide Härtel-Herrmann, Frauenfinanzdienst Köln